AUSSENANSICHTEN VON BAYERN

Dieser und die folgenden 5 Essays wurden verfasst für die Radiosendung Zündfunk auf Bayern 2 im Rahmen der Reihe „Fernschreiber“
1.8.2008

 

Immer wieder kommt einem unter, dass das mit Bayern ja auch ganz anders hätte enden können als es letztlich geendet hat. Nachdem sie den Ludwig den Dritten und seine ganzen Wittelsbacherischen im November 1918 hinausgeschmissen haben, wäre es ja fast zu einer massiven Umdeutung des bayerischen Lebenswandels gekommen, sprich: zu einem kommunistischen Staat in Mitteleuropa. Räterepublik. Eisner. Toller. Auf der Theresienwiese große Demonstrationen. Literaten in der Regierung. Ging aber nur ein paar Monate. Im Mai 1919 niedergemacht von den Freikorps, die schon mit Hakenkreuzen daherkamen. Nach der Niederschlagung der Revolution machten die rechten Machthaber aus dem Ganzen dann folgendes: Die Ordnungszelle Bayern. Pech gehabt. Keine Chance. Rückblickend utopisch gesehen hätte die sozialistische Republik Bayern die weitaus lässigere Variante werden können als später die DDR es war. Bitte sich vorzustellen, wie die bayerische Biersauferei zu einer permanent sich euphorisierenden antifaschistischen und antikapitalistischen Veranstaltung geworden wäre. Kein BMW, keine BayWa, kein Bayern München, kein Franz Joseph Strauß, kein Stoiber mit keiner Schnellbahn zum Flughafen Franz Joseph Strauß, dafür wäre aber dann eventuell der erste Mann im All ein Pilot der bayerisch revolutionären Luftflotte gewesen, die Bayern hätten in ihrem revolutionären Überschwang die tollste U-Bahn und die ersten Discos der Welt gebaut, lange vor Ibiza, der Stress von wegen wer mehr hat wäre der Erleichterung darüber, dass eh keiner mehr hat gewichen usw usf. Aber so wie es dann gekommen ist, hat sich die bayerische Angelegenheit völlig ins verkehrte Eck gedreht, alles ins Gegenteil umgekippt, Mist. Die Kirchen, strategisch ideal verteilt über die ganze Gegend, die Kirchen, die die Räteleute längst umgebaut hätten in was anderes brauchbares, die Kirchen haben dann den Ton angegeben, weil das nämlich zu der Ordnungszelle perfekt gepasst hat, die Glocken, die haben das Kommando übernommen und mit ihnen diejenigen, die mit den Kirchenglocken am besten synchronisiert waren, die Arschgeigen. Aber was reg ich mich auf als einer, der aus Österreich da rüberkommt, da lief es damals 1919 ja ähnlich, nur: eine Räteregierung haben sie nicht zusammengebracht in Wien, die Schädel haben sie sich dann später aber auch eingeschlagen. Aber zumindest heißt der Wiener Flughafen bislang nur Wiener Flughafen und wenns in Bayern noch ein bissl ein feeling hätten für einen Flughafen, dann würden sie ihn mit sofortiger Wirkung in „Karl Valentin Flughafen“ umbenennen. Aber so. So bleibt uns, als fast ein wenig Außenstehende, nicht viel mehr übrig als den Mund zu halten und zum Beispiel einfach zuzuhören wie sich das anhört, wenn in Bayern geredet wird, vielleicht ja ungefähr so: JO MEI WOASTSCHO DES KAUSTA SCHO VORSCHTÖHN WIAS UNS GEHT, DES KAUSTA SCHO VORSCHTÖHN, NA, KAUST DA DU DES ÜBERHAUPST VORSCHTÖHN, NA BRAUCHST DAS JO NED VORSCHTÖHN, DO SCHAU HER, BRAUCHST EH NUR SCHAUN WIAS DO ZUAGEHT, NUR ZUASCHAUN, DU BRAUCHSTAS GOA NED VORSCHTÖHN, DU BRAUCHST NUR SCHAUN, OAFOCH ZUASCHAUN, DES KAUST JO, OAFOCH NUR SCHAUN WIAS BEI UNS ZUAGED UND WIAS UNS GED DO, DES SIACHST JO EH WAUNST UNS ZUASCHAUST, DO BRAUCHST DU DIR GOA NED VÜ DAZUADENGA ODER WEGDENGA, DO SCHAUST OAFOCH ZUA UND DAUN SIAGSTAS A SCHO UND DAUN SOG AMOI WOS DA DO DENGST DABEI, WEI DES DAD MI JIATZ A SCHO INTERESSIAN WOS DA DU DO SO DENKST WAUNST DO SO SCHAUST UND WAUNST UNS DO SO ZUASCHAUST UND WAUNST DU DO SO DOBIST UND SIAGST WOS BEI UNS SO LOS IS: NA OAFOCH IS BEI UNS A NED, NA BEI GOTT AUF KOAN FOI, OAFOCH HAUMS MIA A NED. 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