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Mit seiner Band Attwenger macht Markus Binder Musik, „die das Akademische nicht braucht und deshalb nicht weniger Relevanz und Bedeutung hat“. Sein Buch „Teilzeitrevue“ folgt dieser Tradition und ist jetzt im Verbrecher Verlag erschienen.
Vor einer ganzen Weile, 2005 genauer gesagt, kam im Verbrecher Verlag mit Testsiegerstraße das literarische Debüt von Markus Binder heraus – ein Sammelsurium kurzer Texte aller Art, die allenfalls assoziativ miteinander verbunden waren. Nun ist der Zweitling des Drummers und Texters von Attwenger erschienen. Teilzeitrevue bleibt dem Prinzip treu, keine Geschichte zu erzählen, wenngleich diesmal Umrisse einer Handlung durchaus erkennbar werden: Ein Paar unternimmt eine Flugreise, fährt in eine große Stadt und durchstreift dort das Nachtleben. Das Buch ist dennoch wieder eine Aneinanderreihung von Reflexionen, Denkbildern, Dialogfetzen und Wahrnehmungssplittern, worunter sich immer wieder Songtexte mischen.
Diese hat Binder vertont; sie lassen sich auf der bei Trikot erschienenen Digital-EP Teilzeitrevuesongs herunterladen: zehn kurze Songs, die zusammen eine Viertelstunde Begleitmusik zum Buch ergeben, was aus diesem insofern einen Hybridroman macht. Doch derlei postmoderne Spielerei soll keineswegs ablenken von literarischen Defiziten. Nein, Binders Prosa bildet durchaus ein künstlerisches Pendant zur grandiosen Musik von Attwenger: zielgenaue Sätze, Konzentration auf das Wesentliche, unberechenbar zwischen Detailbeschreibung und theory of everything changierend, wobei auch bittere Kulturkritik und hinterfotziger Humor nicht zur kurz kommen. Teilzeitrevue ist herausragende Prosa aus dem Geiste des Punk, weil Binder hier zeigt, dass es „eine Form gibt, Musik und Kunst zu machen, die das Akademische nicht braucht und deshalb nicht weniger Relevanz und Bedeutung hat“, wie er erklärt. Literaturinstitutsschreibschüler, verschont uns mit eurer Bürgersöhne- und -töchter-Literatur, lest lieber dieses Buch, wenn ihr wissen wollt, welche Literatur wir brauchen.
Uwe Schuette, 17.2.2017