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Wildes aus Österreich

„Schlagzeuger und Textautor des oberösterreichischen GrooveSlangPunkDuos Attwenger“, so bezeichnet sich Markus Binder auf seiner Homepage selbst. Als Musiker veröffentlichte er mit seinem Kollegen Hans-Peter Falkner in den letzten dreißig Jahren eine Vielzahl an Alben (Interessierte bekommen auf YouTube einen Eindruck davon).

Seit 2005 tritt Binder auch als Buchautor in Erscheinung. Einen Erzählband und einen „Splitterroman“ hat er seitdem veröffentlicht. Mit den jüngst erschienenen „Tempoänderungen“ ist jetzt ein „Textmolekülemix“ dazugekommen.

Eine passende Bezeichnung, denn die kurzen Texte haben kein einheitliches Genre. Es sind Gedichte dabei, aber auch (sehr kurze) Kurzgeschichten und verschiedene Fragmente. Sie wirken wie spontan Aufgeschriebenes in einem Notizbuch.

Und nicht nur die literarische Form wechselt ständig: Mal erzählt Binder in der ersten Person, mal lässt er andere für sich sprechen. Auch das titelgebende Erzähltempo variiert. Manche Texte kommen direkt zur Sache, manche sind verspielt, andere erstaunlich tiefgründig – aber meist sind sie treffend formuliert und auf den Punkt gebracht.

Die Lektüre wird bei der Vielzahl und Vielfalt an Texten nicht langweilig. Es handelt sich hier aber auch um kein Buch, dass sich in „einem Rutsch“ durchlesen lässt. Denn viele der geschilderten Ereignisse und Beobachtungen regen zum Nachdenken an. Das ist sicher so gewollt, erschwert aber den Lesefluss ein wenig.

Die „Tempoänderungen“ sind für Leserinnen und Leser empfehlenswert, die sich gerne auf Experimentelles einlassen und sich für die Lektüre Zeit lassen: Das Buch aufschlagen, ein paar Texte lesen und es wieder wegstecken – so kann es zum unterhaltsamen Alltagsbegleiter werden.

Max Blon

Markus Binder: Tempoänderungen. Verbrecher Verlag, Berlin 2023, Paperback, 261 Seiten, 19 , ISBN 978-3-95732-533-4